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Carolina
ein knapper Lebenslauf

Ein kurzes Lebenslauf zu schreiben, ist leichter gesagt als getan. Besonders für Carolina ist es schwierig, denn wie sie sagt: „Kürze war nie meine Stärke.“ Und so erfährt der Leser viele bewegende, aber auch unterhaltsame Details aus ihrer Kindheit und Jugend. Carolina erzählt von ihrem Großvater, der „am Schweigen gestorben ist“, von ihrer Großmutter, die von einer kommunistischen Kommissarin aus dem Ballettensemble der Nationaloper geworfen wurde, von ihren Eltern, die sich trafen, als ihrer Mutter der Benzin ausging, und von ihrer großen Liebe, dem Lev, von dem alle ihre Mitschülerinnen träumen. Es ist der Lev, wegen dem Carolina vom Kirchturm fällt und ihre Karriere aufgeben muss, die sie sich geplant hatte. Die Sturheit, die Carolina eigen ist, zwingt sie jedoch, einen neuen Weg einzuschlagen, neue Dinge zu lernen und neuen Menschen in ihrem Leben Vertrauen zu schenken.

 

Sauerländer Verlag 2010

Knappheit, wie ich gleich zu Anfang erwähnen muss, war noch nie meine starke Seite. Ich mag Details, scheinbar nebensächliche Bemerkungen – alles im Hintergrund Versteckte ist mir wichtig. Von den ersten Jahren meines Lebens weiß ich, kurz gesagt, ungefähr so viel wie von den Kinderjahren Shakespeares. Noch kürzer gesagt: nichts. Angeblich habe ich einigen Unsinn angestellt. Na ja, alles nur Kleinigkeiten, wie bei jedem Kind. Ich verschluckte die Axt eines Playmobilritters. Ich ging meinem Vater auf dem Prager Hauptbahnhof verloren – man fand mich in Pilsen auf dem Marktplatz wieder. Ich trank Mutters Nagellackentferner. Ich vergaß den Wasserhahn zu schließen und verursachte eine Überschwemmung in meinem Kindergarten. Ich schnitt mir ein Stück von Omas bester Theaterbluse ab, weil ich eine Puppendecke nähen wollte. Ich aß Katzenvitamine, die den Haarwuchs verstärken. An all das kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht sind es Lügen. Vielleicht war ich ein braves, langweiliges Kleinkind und die Erwachsenen haben sich diese Geschichten später ausgedacht um in mein und ihr Leben ein bisschen Spannung zu bringen. Oder aber ich habe das Ganze in einer Art kindlichem Winterschlaf erlebt…

Das Buch erhielt den Preis 

des tschechischen Verlags 

Albatros im Jahr 1998. 

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