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Eulengesang

Bremen 2046. Wind, Regen. Anhaltend, intensiv, endlos. Er bringt nicht nur Depressionen, sondern auch die Gewissheit, dass das Weltklima nie wieder normal sein wird. Trotzdem fließt das Leben weiter, nach den gewohnten Regeln der entwickelten Zivilisation, mit der Sicherheit technischer Perfektion. In einer Nacht brechen die Fluten trüben Wassers die „absolut sichere“ Neue Deichmauer und lösen eine Reihe großer und kleiner Tragödien aus. Der siebzehnjährige Armin, seine neunjährige Schwester Géza und Armins Mitschülerin Rebeka, ein Mädchen voller Fragezeichen, erleben zusammen, angesichts der Katastrophe, ein aufregendes Drama, bei dem statt technischer Wunder menschliche Gefühle und Taten entscheiden.

 

Beltz und Gelberg Verlag 1995

Von Kindheit an lehrten sie uns mit den modernsten Technologien umzugehen. Der KI nicht blind zu vertrauen. Mit Massen von Informationen zu arbeiten. Unsere Gefühle zu definieren. Teamplayer zu sein. Multitasking zu beherrschen. Niemand sagte uns, dass man Tränen am besten trocknet, indem man sie wegküsst, dass der sicherste Weg, Angst loszuwerden, das Durchleben der Angst ist, dass die einzige Möglichkeit weiterzukommen das Aufbrechen ist. Wir lernten, Fragen zu stellen. Wir hörten auf die Antworten zu verstehen. Was ich gestern vorm Einschlafen dachte Großmutter war katholisch. Großvater von jeher ein Gottesleugner. Mutter schwankt zwischen Hinduismus und Kommunismus. Vater ist ein Schürzenjäger. Gesa sammelt Witze. Und was ist meine Weltanschauung? Was mir nachts einfiel, als ich aufs Klo musste Ich werde GURU* nach meiner Weltanschauung fragen. Er weiß alles über mich. Er kennt die Tiefe meiner Komplexe genauso wie die Länge meines Gliedes. Er speichert sämtliche Informationen, die er braucht, um mir zu sagen, was ich über die Welt denke. Er ist sicherlich kompetenter als ich. Vor allem rationaler. Er lässt sich von keinen absurden Träumen beeinflussen. * Global Usable Robotic Unit Traum Nr. 1 (Bevor ich aufs Klo musste) Ich träumte, dass ich ein Storch bin. Ich spazierte auf einer großen schlammigen Wiese umher und fing Frösche. Jedesmal, wenn ich einen mit dem Schnabel packte, war mir klar, wer ich bin. Es machte Spaß, die Frösche zu fangen. Sie versuchten wegzuspringen oder im Morast zu verschwinden, aber mein langer, geschickter Schnabel fand sie immer, zwackte sie zusammen und transportierte sie in meinen Hals. Nach jedem Bissen trank ich etwas Wasser. Es war ein höchst aufregendes Spiel, und wer weiß, wie lange ich es getrieben hätte, wenn mein Bauch nicht angefangen hätte, weh zu tun. Das habe ich vom Frösche fressen, dachte ich, als ich aufwachte. Ich ging im Dunkeln zum Badezimmer, und erst dort, beim vertrauten Fühlen der Fliesen unter den Füßen, erinnerte ich mich, dass ich Armin, ein Vegetarier, bin und dass ich Probleme mit meiner Weltanschauung habe. Dann kam mir die Idee mit GURU.

Das Buch wurde mit dem 

tschechischen Preis für 

junge Literatur, dem Goldenen 

Band 1999, ausgezeichnet und

erhielt das IBBY-Ehrenzertifikat 

für Schreiben 2000.

Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

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