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Wir treffen uns, wenn alle weg sind

Der Roman wurde 2005 in Deutschland veröffentlicht, erhielt  den Friedrich-Gerstäcker-Preis und den Evangelischen Literaturpreis. 2006, folgte die tschechische Ausgabe (Verlag Mladá fronta), und eine Neuauflage erschien im September 2020 (Verlag Práh).

 

Mojmir (voice over)

Ich mach mir eine Liste Probleme, die ich zu lösen habe: 

1. Ich bin allein und weiß nicht, wo ich Leute treffen kann. 

2. Leute sind wichtig, aber ich muss aufpassen, weil jeder ansteckend sein kann.

3. Eine Leiche sollte ohne Kühlschrank nicht länger als drei Tage herumliegen – bis dahin muss ich Omi Kalomi nach Desna bringen. 

4. Ich muss ein Auto organisieren und weiß nicht, ob ich in drei Tagen fahren lerne. 

5. Wenn ich ein Auto fahren kann, muss ich mir einen Plan machen, wie ich am besten nach Desna komme ohne angehalten und auf eine Auffangstation gebracht zu werden. Auffangstationen gleichen Endstationen, da darf ich nicht landen! 

6. Ich muss einen Sarg besorgen.

Die Geschichte eines gewöhnlichen, kaum erwachsenen jungen Mannes spekuliert darüber, was passieren könnte, wenn eine gefährliche Pandemie außer Kontrolle gerät. Es geht nicht um Covid, sondern um EBS (Erosion of Basic Substances), ein Virus, durch dessen Wirkung die Menschheit buchstäblich „verschwindet“. Wer überlebt, hat noch lange nicht gewonnen.

 Der Großteil der Handlung spielt „weit weg vom lauten Getümmel“ – in den Bergen. Die rohe Atmosphäre offener Bergtäler und entlegener Dörfer ist entscheidend. Die erwähnte Intimität der Geschichte bedeutet keine inhaltliche Armut und vor allem – und das muss betont werden – bedeutet sie keine visuelle Armut. Im Gegenteil, der Stoff bietet starke, oft aufgeladene Situationen, die eine spezifische visuelle Atmosphäre erfordern.

Wir treffen uns, wenn alle weg sind richtet sich an junge Erwachsene. Mojmír hat gerade seine Ausbildung abgeschlossen, er ist 18, und an das städtische Leben gewöhnt. Wegen des expandierenden EBS-Virus sind seine Zukunftspläne genauso schnell zusammengebrochen wie die der jungen Tänzerin Jesika.

Mojmír muss ein Gewehr in die Hand nehmen, um zu überleben. Covid 2020/21 verwirrte viele ihrer realen Altersgenossen und zeigte, wie verletzlich wir sind, wie schnell wir unser Leben in Watte verlieren können. Andererseits regte es die Fantasie an und brachte uns zu intensiven Überlegungen: Was wäre, wenn...? Wie würde ich mich verhalten, wenn...? Welche praktischen Fähigkeiten habe ich? Würde ich mit dem Untergang der Zivilisation in der Form, wie sie uns bis heute verwöhnt hat, zurechtkommen?

 

HAUPTFIGUREN:

Mojmír (18) Rom, wuchs im Waisenhaus auf, hat gerade eine Ausbildung als Koch abgeschlossen. Die Pandemie erwischt ihn bei seiner Stiefgroßmutter, die sich im Endstadium des Krebses befindet.

Babi Kalabi (85) eigensinnige Bewohnerin einer Hütte in den Bergen, Mojmírs Stiefgroßmutter.

Jesika (18) nicht einzuordnende Originalfigur aus einer sozial schwachen Familie, junge Tänzerin auf dem Weg zu ihrer Karriere.

Vašek (10) verwaister Vietnamese, der seine kindliche Verletzlichkeit hinter einer frechen Fassade versteckt.

Martin Martin (45) Alleskönner mit einem Ingenieursgehirn und goldenen Händen, Evangelist durch und durch, Autonarr.

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