
Die Jagd auf den goldenen Fisch
Nach einem schweren Autounfall muss der fünfundzwanzigjährige Leo sich mit einer Amnesie auseinandersetzen. Das ist nicht einfach für ihn. Die Gedächtnisstörung macht ihn zu einem Besucher im eigenen Leben. Schritt für Schritt entdeckt er die Beziehungen und Ereignisse der letzten Jahre, zu denen er oft keine adäquate Stellung nehmen kann. Der in der Ich-Form erzählte Roman hat eine starke emotionale Färbung und stellt das Erstlingswerk der Autorin in der Belletristik für Erwachsene dar.
Sixty-Eight Publishers 1985
Der Doktor hat mir geraten, alles aufzuschreiben. Er meinte natürlich, dass meine Aufzeichnungen ihm zur Verfügung stehen sollten. Er gab mir sogar ein Heft. Auffällig ließ ich es auf dem Nachttisch liegen und schreibe meine Notizen hier, wo er nicht einmal daran denkt, danach zu suchen. Ich will nicht, dass er es liest und irgendwelche Schlüsse zieht. Das interessiert mich nicht. Ich schreibe sowieso nur aus Langeweile. Wenn man die Vergangenheit verliert, stellt man fest, dass die Gegenwart zu viel für einen ist. Was soll man damit tun? Ich habe versucht zu malen, aber ich musste es aufgeben. Auch Zeichnungen unterliegen hier dem wachsamen Auge der Fachleute, und niemand weiß, was man sich mit einer harmlosen Skizze einbrocken könnte. Die Schöne Helena hat mich darauf hingewiesen. Zunächst hielt ich ihre Bedenken für krankhaft übertrieben, aber heute weiß ich, dass sie recht hatte. Sie sagte, dass, wenn wir zur Untersuchung oder im Park sind, die Schwestern in unseren Sachen wühlen und was sie für wichtig halten, den Ärzten bringen. Obskur, aber es scheint Teil des Heilungsprozesses zu sein. Die Schöne Helena strickt jetzt nur noch; alles andere hat sie aufgegeben. Sie strickt und wartet, wartet und strickt. Was strickt sie? Worauf wartet sie? Das weiß niemand von uns.