
Die Pension am Scheideweg
„Keine Geschichtensammlung im üblichen Sinne, sondern vielmehr eine freie Trilogie mit einem gemeinsamen Thema. Die Figuren der einzelnen Erzählungen scheinen nicht miteinander verbunden zu sein; sie existieren parallel, ohne sich zu beeinflussen, manchmal ohne voneinander zu wissen. Trotzdem erleben sie dasselbe – nur in unterschiedlichen Schattierungen und Variationen.
Emigration, ein Phänomen, von dem ich früher nur gehört hatte, trat plötzlich auch in mein Leben, oder vielmehr, mein Leben geriet in ihre Sphäre. Und langsam, als sich meine Beziehung zu der größeren, freieren Welt entwickelte, in der ich beschlossen hatte zu leben, änderte sich auch meine Beziehung zur alten Heimat. Wo ist mein Zuhause? Unser Zuhause?
Überall begegne ich heimatlosen Menschen, die ihr Vaterland im Koffer tragen. Oder in ihrer Hosentasche. Oder einfach im Herzen. Manche schleppen es wie eine Sträflingskugel hinter sich, andere weinen es bei jeder Gelegenheit heraus. Sie erzählen, schreiben und singen darüber. Eine riesige Völkerwanderung – wieder einmal. Jeder verliert und gewinnt dabei etwas. Das ist das eigentliche Thema dieser kleinen Trilogie.
Verlag Melantrich, Prag – 1991