
300 sekunden für Mentha
Mentha ist ein sehr außergewöhnliches Mädchen. Sie wurde in einem Beet mit Minze geboren. Obwohl sie ganz gewöhnlich aussieht, besitzt sie viele magische Kräfte. Sie kann sich unsichtbar machen, mit Tieren sprechen, auf einer Fledermaus fliegen und vergisst niemals etwas.
Deshalb wird sie von den Tierbewohnern einer fernen Insel auserwählt, um die Welt zu retten, die dem Untergang geweiht ist. Mentha mag zwar keine Aufgaben, doch diese nimmt sie an. Sie hat nur fünf Minuten, um sie zu erfüllen. Nur? Das sind doch dreihundert Sekunden – eine Menge Zeit! Sie macht sich sofort an die Arbeit. Dabei erlebt sie viele Abenteuer, erfindet einen originellen weltweiten Wettbewerb und hilft schließlich auch einem alten Schiff und seinem Kapitän. Mentha ist einfach einzigartig.
Woow Books Verlag 2026, Illustration Su Ehlers
Übersetzung ins Deutsche Ferdinand Hauser
An jenem Junimorgen ging Florentin gerade an Bord, als die Lehrerin den Steg entlangkam. Sie sah sofort das Bündel in seinen Händen und merkte gleich, dass ein Kind darin war. „Junge oder Mädchen?“, fragte sie neugierig. „Mädchen“, antwortete Florentin. „Und wessen Tochter ist sie?“ „Meine“, sagte Florentin, ohne mit der Wimper zu zucken. Dass das Mädchen an einem Pfefferminzstängel gewachsen war, erwähnte er lieber nicht. Er wusste, dass Lehrerinnen solche Dinge meistens nicht glaubten, da darüber nichts in den Lehrbüchern stand. „Wie heißt sie denn?“, fuhr die Lehrerin mit ihren Fragen fort. „Sie heißt… sie heißt… Mentha“, sagte Florentin nach kurzer Überlegung. Piperita wollte er noch hinzufügen, entschied sich dann aber doch dagegen. Er war sich nicht sicher, ob die Minze in seinem Garten wirklich eine Pfefferminze war oder ob es sich nicht vielmehr um eine andere, seltene, vermutlich noch unentdeckte Sorte handelte. „Mentha?“, wunderte sich die Lehrerin. „Von so einem Namen habe ich noch nie gehört. Wohnt sie denn bei Ihnen?“ „Wenn sie meine Tochter ist, dann muss sie auch bei mir wohnen, das ist doch klar.“ „Dann denken Sie daran, sie in der Schule anzumelden, wenn sie sechs Jahre alt ist“, erinnerte die Lehrerin. „Ich werde daran denken“, versprach Florentin, legte das Bündel auf die Bank und stieß das Schiff vom Ufer ab. Seit diesem Junimorgen lebte Mentha bei Florentin.
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Die tschechische Augabe erhielt
den Preis des Verlags
Mladá fronta 2004.