Stürmisch mit dir
Eine Liebesgeschichte, eine Stadt, eine Immobilienagentur, eine Frau und zwei Männer – all das in einer relativ konventionellen Konstellation. Humor wechselt sich mit Rührung ab, Übertreibung mit Alltäglichkeit. Jeder hat sein Problem und jeder möchte es bestmöglich lösen, im Einklang mit seinem eigenen Gewissen. Gibt es überhaupt noch Liebe, oder geht es nur noch um Sex? Und wenn wir schon beim Sex sind, muss die Anziehung immer nur zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts funken? Und auch wenn es nicht wie bei Romeo und Julia ist, wenn die Liebe im Spiel ist, lässt sich der Tod nicht einfach beiseite schieben…
Ein starkes Thema, eine starke Geschichte, die trotz all ihres Eigenwillens das Gefühl weckt, dass sie hinter jeder Tür im Herzen von Prag stattfinden könnte.
KIRCHE VON SANKT PATRICK
Es sind noch sehr wenige Menschen auf den Straßen unterwegs. Patrick schaut auf sein Handy und sucht den Weg.
Er hat sein Ziel bereits gefunden: die Kirche von Sankt Patrick.
Er betritt die Kirche und schaut sich um. In der Seitenkapelle sieht er die Statue seines Schutzpatrons.
Das Bild bekommt einen Rahmen und eine Überschrift:
Patrick betet zu seinem Schutzpatron
Während Patrick zur Statue geht, zündet er eine Kerze an, kniet sich hin und senkt den Kopf, während wir bereits sein Gebet hören. Er fährt fort, auch als der Priester mit der Morgenmesse beginnt. Es ist zu hören, während Patrick zusammen mit den anderen das Hostien empfängt. Es untermalt auch den abschließenden Gesang…
Patrick (innere Stimme): Danke, dass du dich um mich kümmerst und auf meine Worte und Taten achtest. Danke, dass du mich in diese schöne Stadt geführt hast, und wenn du schon auf die Idee gekommen bist, mir einen Bart wachsen zu lassen, dass du mir Herrn Rubeš geschickt hast, der mir das Rasieren beigebracht hat – sei so nett und sorge dafür, dass Herr Rubeš auch in Zukunft in der Lage ist, seine Freundin zufrieden zu stellen, damit seine Frau nicht eifersüchtig wird und ihn nicht zum Impotenten macht. Vor allem danke ich dir sehr, dass du mir geholfen hast, einen Job bei so einem netten Menschen zu finden und ihn erweicht hast, mich anzunehmen, obwohles gegen seine Prinzipien geht. Lass es mir nicht misslingen und dafür sorgen, dass ich mich bei der Arbeit nicht wie eine Pussy verhalte. Ach, und sei mir nicht böse, dass ich heute Nacht dein Bild umgedreht habe – ich wollte nicht, dass du siehst, was ich mache, du weißt schon… Ich weiß, dass du trotzdem alles siehst und verstehst, aber trotzdem ist mir das manchmal peinlich… Schütze beide Eltern, sorge dafür, dass Papa ein Auto fährt und dass Mama genug Geschäfte hat, schütze auch den Koch, der sich um den Hund ohne Halsband kümmert, beschütze meine Seele und bitte, schick mir jemanden, den ich wirklich lieben kann und der mich auch lieben würde – ich denke dabei nicht an Sex, also nicht in erster Linie,
vor allem lass mich nicht in jemanden verlieben, der ein Arschloch ist und mich nur quälen würde – so wie es meiner Cousine Miluška passiert ist, obwohl sie auch ziemlich viel selbst dafür verantwortlich ist.
ARNOSTS WOHNUNG
Im Flur von Arnosts Wohnung steht ein Hund. Es ist der gleiche, den wir vom Ufer kennen. Er schaut Arnost an, als wollte er sich für seine Anwesenheit entschuldigen.
Arnost (völlig verwirrt): Wem gehört dieser Hund?
Patrik: Dir.
(Arnost geht durch das Zimmer, Patrik sitzt auf dem Boden neben dem Hund. Livias Bild aus dem Regal ist verschwunden.)
Patrik: Es ist ein Geschenk.
Arnost: Patrik, ich verstehe einfach nicht… Was soll ich mit diesem Hund? Ein Hund… das ist eine Verpflichtung.
Patrik: Hast du Angst vor Verpflichtungen?
Arnost: Ich habe Angst vor unnötigen Verpflichtungen.
Patrik: Wie erkennst du, was eine unnötige Verpflichtung ist und was nicht?
Arnost (kniet sich gegenüber Patrik): Patrik… (versucht sanft zu sein) Warum machst du es noch komplizierter?
Patrik (wehrt sich gegen seine Sanftheit): Entschuldige, ich wusste nicht, dass du deine Situation als kompliziert empfindest.
Arnost: Oh mein Gott! Versuch dich in meine Veränderungen hineinzuversetzen: Ich bin ein seriöser Unternehmer, der eine ernsthafte Beziehung hat und Elternschaft plant.
Eines Tages nehme ich einen Typen für die Firma auf und verliebe mich in ihn. Ich muss es mir selbst und meiner Umgebung eingestehen. Ich fahre nach Kroměříž, um praktisch gesehen seine Eltern um seine Hand zu bitten. Ich lasse ihn bei mir einziehen, und damit auch niemand Zweifel hat, wenn wir zusammen die Straße entlang gehen, halten wir Händchen.
Das alles passiert innerhalb kurzer Zeit! Sag mir, was kann ich noch mehr tun!?
(Arnost wartet, Patrik starrt auf den Boden. Schließlich schaut er auf. In seinen Augen ist eine Bitte.)
Patrik: Nimm mein Geschenk...